Laudatio
Vernissage Maria Lawal – 24.01.03 in der
Galerie der Interessengemeinschaft Blumberg
In diesem Sinne wünsche Ihnen einen genussvollen und phantastischen Rundgang durch die Ausstellung.
Stand: 15.01.2003
Katharina Gehrmann
Mettackerweg 32a
79111 Freiburg
Tel. + Fax: 0761 – 49 16 47
E-Mail: kulturdienst@aol.com
Vernissage Maria Lawal – 24.01.03 in der
Galerie der Interessengemeinschaft Blumberg
Liebe Besucher,
Die heutige Ausstellung
von Maria Lawal trägt den Titel Farben, Formen, Strukturen – Aufbruch.
In diesen vier Worten manifestiert sich bereits die künstlerische Auseinandersetzung
mit dem Medium der Malerei, werden die formalen Kriterien und Möglichkeiten
ausgelotet. Denn was macht Malerei im allgemeinen aus, differenziert sie
von anderen Kunstgattungen, misst ihr einen einzigartigen über Jahrhunderte
gewachsenen Stellenwert in der Kunst bei.: das Spiel mit eben besagten Farben,
Formen, Strukturen, dem Licht, dem so häufig propagierten Aufbruch in
neue Bild- bzw., Erfahrungswelten und eine veränderte Wahrnehmung auf
die Sicht der Dinge. |
Maria Lawals Bildwelten
bestechen durch ihre expressive Farbigkeit. Farbe und Struktur feiern ein
Fest der Sinne. Da gibt es die Bilder zurückhaltender, nahezu leiser
Monochromie und solche deren starke Farbkontraste und wirbelnde Bewegungen
einem rhythmischen Tanz gleichen könnten. Eine Welle kraftvoller Dynamik
scheint auf den Betrachter mit nahezu musikalischer Intensität überzugehen.
Der experimentelle Umgang mit Acrylfarbe, die mit anderen Materialien und
Techniken vermischt, bearbeitet, montiert und gespachtelt wird, lässt
den Bildern einen spielerischen Aspekt hinzukommen. Die nuancenreiche Farbpalette,
die geschichtete, verdeckendende bzw. sichtbarmachende Oberflächenstruktur
und die Bewegungsrichtung wirken als elementare Kräfte der Bildstimmung.
Plötzlich erscheint Abstraktion für den Betrachter als sinnliches
Erlebnis und Kunst als Akt der Befreiung. |
Der Schaffensprozess
an sich ist für die Künstlerin ein wichtiger Bestandteil ihrer
Arbeit: Experimentier – und Erfahrungsfeld zugleich. Maria Lawal bezeichnet
die Malerei als sinnlichen Ausgleich zum Alltag. Seit 1990 verwirklicht sie
leidenschaftlich den bereits seit ihrer Kindheit vorhandenem Impuls der künstlerischen
Auseinandersetzung mit der Malerei. Künstler wie Monet, Picasso und
vor allem Rothko weiß Maria Lawal besonders zu schätzen. Häufig
ist der Schaffensprozess transparent: Schichtungen in Material und Farbe.
Der Farbauftrag zeigt sich in einigen Werken unter Beimischung von Sand,
Pigmenten und Spachtelmasse pastos. Oberfläche scheint zu einer rätselhaften
aber dennoch greifbaren Textur zu werden. Die Farbe selbst bekommt eine erfahrbare
Materialität, wird zur nahezu plastischen Oberfläche, deren Gestalt
Assoziationen an Landschaften und Naturphänomene freisetzt. |
Maria Lawal bereiste
Länder wie Afrika, Indien, Thailand, Spanien, die Kanaren, Frankreich
und Italien, zu denen sie auch eine mehr als beschauende Beziehung aufbauen
konnte. Die Impressionen der Reisetätigkeiten haben sich oft in ihren
Bildwelten niedergeschlagen. Da meint man in Bildern wie „rote Erde“ die
schrundige Landschaft Lanzarotes, auf anderen die energetische Wärme
Afrikas zu erahnen. Immerfort tauchen Lichtstrahlartige Gebilde, die vertikal
die Bildoberfläche beleuchten und aus sich selbst heraus leuchten auf.
Dennoch geht es nicht um die konkrete Darstellung einer Landschaft, sondern
um Landschaftlichkeit – die Kraft und Energie der schaffenden Natur
im sich ständig wandelnden Prozess. |
Der sich im Wandel
befindende Prozess durch spontane und expressive Vorgehensweise ins Bild
gesetzt, propagiert den „Sitz im Leben“ von Maria Lawals Bildwelten.
Die Abstraktionen verfügen über ein hohes Maß an Emotionalität
und Leidenschaft – Kriterien, die sich auch auf das menschliche Dasein
an sich übertragen lassen. Die gesamte Stimmungspalette des Lebens von
der unzubändigenden Freude bis zur Melancholie werden auf Maria Lawals
Bildern sichtbar. Die Befreiung durch Kunst und die Freude, auch jene Freude
durch welche die Bilder geschaffen wurden, präsentieren sich uns, den
Betrachtern als energetische, kraftvolle manchmal auch meditative Räume,
die weit über die Aufgaben des konventionellen Tafelbildes hinwegstrahlen. |
Als Schlusssatz
möchte ich Ihnen noch ein Zitat des Malers Adolf Hölzel, der sich
sein Leben lang mit der Wahrnehmung und Wirkung von Farbe, sowie mit der
Entwicklung von Farbtheorien auseinandergesetzt hatte, mit auf den Weg geben.
Hölzel sagte: „Die Aufgabe des Malers ist es, vermittels Farb – und
Formflecken die Phantasie des Beschauers anzuregen. Es hat nichts an sich
Greifbares, sondern nur diese Farb – und Formmöglichkeiten. Das
Unvollendete (und damit meinte er die Abstraktion an sich) wird der Phantasie
mehr Spielraum lassen. Nicht der Maler ist der Phantast, sondern der Besucher.
Der Maler soll den Besucher zum Phantasten machen“. |
In diesem Sinne wünsche Ihnen einen genussvollen und phantastischen Rundgang durch die Ausstellung.
Stand: 15.01.2003
Katharina Gehrmann
Mettackerweg 32a
79111 Freiburg
Tel. + Fax: 0761 – 49 16 47
E-Mail: kulturdienst@aol.com